Vorgestellt: Emma, „duale“ Studentin bei der terra

Emma (21) ist nicht die erste Studentin, die den praktischen Teil ihres Studiums bei der terra absolviert. Diesen Fall hat es schon vor ihr gegeben – und wird es auch nach ihr geben. Jetzt aber ist erstmal Emma für dreieinhalb Jahre da. Wie kam sie zur terra?

Die junge Frau ist auf einem Bauernhof in der Altmark (Sachsen-Anhalt) aufgewachsen. Auch wenn ihre Familie die Landwirtschaft dort nur als Nebenerwerb betreibt, hat sie bei Emma doch den Grundstein für ihre Natur- und Tierliebe gelegt. Dennoch entschied sich die Tochter nach dem Schulabschluss für eine Ausbildung im sozialen Bereich. Genauer gesagt: Emma schrieb sich 2022 an der Internationalen Hochschule (IU in Erfurt) für den Bachelor-Studiengang der Sozialen Arbeit ein. Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums darf sie sich dann „Staatlich anerkannte Sozialpädagogin“ nennen.

So läuft Emmas Studium

Zu diesem Studium sind zwei Besonderheiten zu erwähnen:

Erstens handelt es sich um ein Fernstudium, dessen theoretischer Teil ortsunabhängig durchlaufen wird. Die Lehrveranstaltungen und Prüfungen finden nämlich online statt, gelernt wird auf einem digitalen Campus mit eigener Lern-KI und multimedialen Tools. Das hat u.a. den Vorteil, dass junge Studierende ihr Elternhaus für die Ausbildung nicht sofort verlassen und sich am oft weit entfernten Studienort eine eigene Wohnung nehmen müssen, die ja auch einiges Geld kostet. Andererseits brauchen sie für diese Art des Studiums eine gehörige Portion Disziplin und gute Selbstorganisation. Also Hut ab, wer sich dafür entscheidet!

Zweitens handelt es sich um eine duale akademische Ausbildung. Was bedeutet: Parallel zum theoretischen Studium haben die Studierenden kontinuierlich ein umfangreiches Anerkennungspraktikum in einer sozialen Einrichtung ihrer Wahl auszuführen. Ganz gleich, in welchem sozialadministrativen, sozialpädagogischen und sozialpolitischen Feld ihr Praxispartner auch immer tätig ist – seine Aufgaben der professionellen Sozialen Arbeit müssen von staatlich anerkannten Fachkräften ausgeführt werden. Und eine Person aus diesem Kreis, die zudem über mehrjährige Berufserfahrung verfügt, wird der bzw. dem Studierenden dann als Praxisanleiter*in zur Seite gestellt.

So hat sich Emma also in der Altmark und im Wendland nach einer entsprechenden Einrichtung umgesehen und für ihr Studium dann die terra in Belau gewählt. Nach Sichtung ihrer Bewerbungsunterlagen und dem folgenden Vorstellungsgespräch entschied auch Einrichtungsleiter Henrik Thunecke: Das passt!

Gut angekommen bei der terra

Seit Oktober 2022 arbeitet Emma nun bei der terra, wo sie jetzt meist montags, dienstags und mittwochs präsent ist. Die restlichen Wochentage bleiben für ihr theoretisches Studium reserviert.

Die heute 21-Jährige erinnert sich an ihre Anfänge: „Zuerst habe ich alle Bereiche der Tagesförderstätte durchlaufen. Das war echt interessant, aber auch ungewohnt für mich, weil ich vorher ja noch nie mit Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen zu tun hatte.“ Dieses Merkmal wurde für Emma aber schnell nur eines von vielen, je besser sie die einzelnen Bewohner*innen und Nutzer*innen der terra mit all ihren individuellen Charaktereigenschaften, Temperamenten, Fähigkeiten und unterschiedlichen Bedürfnissen kennenlernte.

Während dieser „Schnupperphase“ kristallisierte sich für Emma allmählich heraus, welche Schwerpunkte sie bei der terra künftig setzen möchte – nämlich im Team Landwirtschaft sowie im Team Werkraum. Warum gerade diese zwei Bereiche? „Na ja, im Werkraum macht mir die Arbeit besondere Freude, weil sie so abwechslungsreich und kreativ ist. Jeder Tag hat natürlich seine Struktur – und ist doch immer anders durch die unterschiedlichen Betreuungsangebote der sozialen, gestalterischen, handwerklichen und lebenspraktischen Tätigkeiten. Dazu gehört das Basteln, Malen, Musizieren oder die Handarbeit zum Beispiel genauso dazu wie die Rückgewinnung von Kupfer aus Altkabeln an der Receycling-Station.“ Emma mag ihre Tage im Werkraum sehr. Aber ebenso die Tage in der Landwirtschaft, die ihrer Naturverbundenheit und Tierliebe entgegenkommen. „Außerdem wird in diesem Bereich deutlich selbständiger gearbeitet, als das den Betreuten im Werkraum möglich ist. Auch das gefällt mir gut. Diese Kombination meiner beiden Tätigkeitsfelder ist einfach perfekt für mich.“

Wertschätzung auf allen Seiten

Emmas Begeisterung ist nahezu ansteckend, wenn sie über ihre Aufgaben sowie die Menschen spricht, denen sie in Belau begegnet. Wie bei vielen Mitarbeitenden der terra scheint auch bei ihr mehr als das bloße Ableisten vorgeschriebener Dienste dahinter zu stecken. Denn in jedem von Emmas Sätze schwingt stets der Wille zum Engagement, die Lust am Tun, die Freude am Miteinander und auch am Erfolg anderer mit. Ein gutes Beispiel dafür ist Emmas Einsatz für Kevins Ziele. Kevin (21) wohnt bei der terra, arbeitet dort im Team Landwirtschaft und hatte sich vorgenommen, den kleinen Treckerführerschein zu machen. Das hieß für ihn ganz viel lernen, um die Fahrschule ableisten und die Prüfung bestehen zu können. Seit Januar 2024 hat er den Führerschein nun in der Tasche – auch dank Emma, die ihm insbesondere in der ersten Zeit beim Lernen geholfen hat. Das hätte sie nicht tun müssen, hat es aber einfach getan. Und freut sich jetzt mit Kevin, wie gut er das hinbekommen hat!

Auch Emmas Praxisanleiterin bei der terra ist voll des Lobes für die Studentin. Mandy Reinholz, Heilerziehungspfegerin, leitet bei der terra den gesamten Bereich Tagesförderstätte. Sie begleitet Emma bei allen Fragen rund um den Praxisteil ihres Studiums und führt mit ihr auch die regelmäßigen Reflexionsgespräche. „Emma ist eine liebenswerte junge Frau. Sie macht sich immer Gedanken, ist umsichtig, zuverlässig, empathisch, reflektiert und jederzeit bereit, Aufgaben zu übernehmen. Selbst am Wochenende. Da muss man sie zu ihrem eigenen Schutz manchmal sogar fragen, ob ihr das nicht zuviel wird. Auch im Umgang mit unseren Bewohner*innen und Nutzer*innen sowie mit den Kolleg*innen ist Emma ganz prima. Immer kollegial, immer einfühlsam und gut drauf!“, sagt Mandy Reinholz. „Ich bin mit ihr sehr, sehr zufrieden!“ Die Anleiterin engagiert sich sehr, Emma auch mit möglichst vielen Arbeitsprozesse vertraut machen, die in ihrem Aufgabengebiet anfallen können. Dienstpläne entwerfen zum Beispiel. Oder auch Entwicklungsberichte schreiben über einzelne Personen, die die Tagesförderstätte nutzen. „Das übt, zu jemandem ganz genau hinzusehen und sich mit ihm intensiv zu befassen“, so Reinholz.

Fragt man umgekehrt Emma nach ihrer Anleiterin, so gerät auch sie ins Schwärmen. Sie fühlt sich fachlich wie menschlich hervorragend begleitet von ihr und freut sich, von Mandy Reinholz so viel lernen zu können. „Sie unterstützt mich einfach in jeder Beziehung und macht das rundherum einfach nur super!“ Und das sind von beiden Frauen keine gegenseitigen Nettigkeiten, sondern ehrliche Einschätzungen, die in zwei getrennten Gesprächen geäußert wurden.

Und später?

Mittlerweile wohnt Emma nicht mehr bei ihren Eltern, sondern in einer eigenen Wohnung auf einem Dorf bei Belau. So kann sie schneller zu ihrem Arbeitsplatz gelangen. Noch eineinhalb Jahre Studium sowie Praxiseinsatz bei der terra, dann ist sie mit dem Bachelor fertig. Niemand zweifelt daran, dass Emma einen sehr erfolgreichen Abschluss machen wird. Wie soll es danach weitergehen? Ihr derzeitiger Plan lautet: „Erstmal in andere soziale Felder hineinschnuppern, wahrscheinlich in die Arbeit mit Kindern.“ Aber wohl kaum in einer Großstadt, die wäre nämlich nicht Emmas Ding. Sie möchte im Wendland oder in der Altmark bleiben, Heimat ist Heimat. Und wen die Naturverbundenheit einmal erwischt hat, den lässt sie sowieso nicht mehr los.


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