Liebe Bewohnerinnen und Bewohner,
liebe Nutzerinnen und Nutzer,
liebe zu Betreuende in Lüchow,
liebe Mitarbeitende der terra est vita,
liebe Unterstützerinnen und Unterstützer,
das Titelblatt des wendländischen Veranstaltungskalenders „ZERO“ für Dezember 2023/Januar 2024 zeigt ein jüdisches Mädchen und einen palästinensischen Jungen. Hand in Hand sitzen sie vergnügt lächelnd (und vielleicht auch schon verliebt?) in den Bergen und genießen ihre gemeinsame Zeit.
Wahrscheinlich ist dieses Foto vor dem 07. Oktober 2023 entstanden, der für beide Seiten so vieles zum Schrecklichen wendete. Wie es diesen zwei jungen Menschen wohl heute ergehen mag? Ganz sicher ist auch ihnen das Lächeln vergangen; und an eine gemeinsame Zeit oder gar Zukunft ist wohl nicht mehr zu denken. Denn es ist Krieg. Aus Freunden werden Feinde, aus Liebe wird Hass, und miteinander zu reden erscheint unmöglich.
Dabei geht es auch anders. Ab 1983 reiste der russische Politiker und spätere Staatspräsident der Sowjetunion, Michael Gorbatschow, zu den Mächtigsten der westlichen Welt und erklärte ihnen, sein Land werde nicht weiter aufrüsten, sondern im Gegenteil abrüsten. Ohne Vorbedingungen. Und er würde sich freuen, wenn die NATO-Staaten auch mit dabei wären. Gorbatschow strebte nicht Konfrontation, sondern Verständigung an. Der Erfolg dieser Politik ließ nicht lange auf sich warten: 1989 fiel der Eiserne Vorhang vom hohen Norden Finnlands bis herunter zum Schwarzen Meer, ohne dass auch nur irgendwo ein einziger Schuss fiel.
Diese Art Diplomatie scheint heute weltweit leider vollkommen in Vergessenheit zu geraten. Dabei ist sie im Großen wie im Kleinen so wichtig, auch bei der terra. Natürlich gab es 2023 auch bei der terra zuweilen Konflikte, etwa in unseren Wohnbereichen oder den Teams unserer Tagesförderstätte, zwischen Betreuten und Betreuenden, unter den Mitarbeitenden oder zwischen ihnen und den Menschen, die sich uns anvertraut haben. Das ist normal und gehört zu jedem (Arbeits)Leben dazu, sowohl bei uns hier in Belau als auch in unserem Ambulanten Bereich in Lüchow. Auch dann ist viel Diplomatie erforderlich, aber auf keinen Fall Konfrontation!
Selbstverständlich hinkt dieser Vergleich, denn die kleine Welt der terra ist natürlich nicht mit der sehr viel komplexeren globalen Welt gleichzusetzen. Aber überall handeln am Ende letztlich Menschen – in überschaubaren wie in großen Zusammenhängen – und jeder ist selbst für sein Handeln verantwortlich. Deshalb kommt es vor allem darauf an, ob Konfrontation und Eskalation Regie führen sollen oder Verständigung und Einigung im Guten. Es mag für manche Ohren vielleicht naiv klingen, aber wenn ich an das Jahr 2024 für die terra denke, dann habe ich nur einen Wunsch: Frieden!
Ich bin dankbar dafür, dass wir bei der terra trotz einiger Schwierigkeiten und vielen Veränderungen auch im ausgehenden Jahr in Frieden leben und arbeiten konnten. Und ich bin stolz auf unsere Mitarbeitenden, die auch 2023 wieder bewiesen haben, dass jeder und jede Einzelne mit all seinen bzw. ihren Ecken und Kanten in der terra goldrichtig ist.
Ich hatte in diesem Jahr so viele nette Begegnungen und schöne Gespräche mit Bewohnerinnen und Bewohnern, mit Menschen, die unsere Tagesförderstätte nutzen, mit zu Betreuenden in Lüchow, mit Angehörigen und Mitarbeitenden. Über alle diese Momente habe ich mich sehr gefreut, danke dafür! Möge es uns gemeinsam in 2024 gelingen, auf die vielen positiven Dinge aus dem ausklingenden Jahr aufzubauen. Möge es uns auch gelingen, die bisher nicht gelösten Probleme zu bewältigen, kommende Herausforderungen kraftvoll und mutig anzugehen sowie uns von jenen Dingen zu verabschieden, die unserem Arbeiten und Leben nicht dienen und niemanden voranbringen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch allen frohe Festtage und einen guten Rutsch in ein gesundes und friedvolles Jahr 2024!
Ihr Henrik Thunecke
Geschäftsführer der terra est vita