Bei der terra schreibt das Leben schöne Geschichten. In manchen geht es um kleine, aber besondere Alltagsmomente. Andere handeln von herausragenden Fähigkeiten oder großen Entwicklungsschritten einzelner Menschen. So wie die von Michaela, die vor einem Jahr den Absprung von einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in den öffentlichen Arbeitsmarkt geschafft hat.
Michaela ist ein echtes „terra-Gewächs“. Nach ihrer Volljährigkeit hatte die junge Frau zunächst auf dem Hof in Belau bei der terra gelebt. Während dieser Zeit war sie im Rahmen der Tagesförderstätte im Team Hauswirtschaft beschäftigt. Nach zunehmender Selbstständigkeit wagte Michaela dann 2010 den Umzug in eine eigene Wohnung, wo sie seitdem vom Ambulant Betreuten Wohnen der terra begleitet wird.
Damit nicht genug – eines Tages war Michaela so fit und selbstständig, dass sie von der Tagesförderstätte der terra in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Dannenberg wechseln konnte. Noch später bezog sie in Dannenberg auch eine neue Wohnung.
So verging einige Zeit, und Michaela war erstmal zufrieden mit ihrer Situation. Ihr Drang zu noch mehr Selbständigkeit, Weiterentwicklung und Mobilität brach sich jedoch immer wieder Bahn. Infolgedessen hatte sie sich kurzerhand auch ein Fahrrad angeschafft, mit dem sie fortan immer größere Strecken zurücklegte. Nicht umsonst wurde Michaela im Landkreis Lüchow-Dannenberg von der terra bald liebevoll die „Radel-Queen“ genannt.
Wie ihre Geschichte dann weiterging, soll die heute knapp 40-Jährige hier selbst erzählen:
Eines Tages hatte ich keine Lust mehr, in der Werkstatt arbeiten. Ich wollte lieber eine Arbeit außerhalb der Werkstatt haben. Deshalb habe ich einfach in der Markthalle in Dannenberg nach einem Praktikum nachgefragt. Und es tatsächlich auch bekommen!
Meine Arbeit als Praktikantin in der Markthalle hat 2020 angefangen. Aber dann kam Corona. So habe ich mein Praktikum schließlich von Mai 2023 an absolviert und im Juli beendet. Danach wurde ich dann zum 1. August 2023 in der Markthalle fest angestellt.
Was für ein Erfolg! Dieses Beschäftigungsverhältnis besteht für Michaela bis heute – und sie mag ihre Arbeit! So berichtet sie aus ihrem Alltag:
Zu Dienstbeginn stelle ich die Sitzmöbel in den Eingangsbereich. Anschließend messe ich die Temperaturen der Kühl- und Gefrierschränke und notiere die Ergebnisse in die dafür vorgesehene Liste. Dann nehme ich die Waren an, räume die vollen Kisten von der Palette herunter und stelle sie zu den anderen Kisten.
Zu Michaelas weiteren Aufgaben gehört es auch, den Kundinnen und Kunden der Markthalle Gebäck und Kaffee sowie das Mittagsessen zu servieren.
Ab und an bediene ich sie auch an der Kasse, was mir echt richtigen Spaß macht. Mittlerweile kann ich sogar Gutscheine ausstellen!
Michaelamag an ihrer Arbeit auch, dass sie mal im Frühdienst und mal im Spätdienst tätig ist. Das sorgt für abwechslungsreiche Aufgaben und Tage. Entsprechend schätzt sie ihre heutige Situation sehr. Die vom Ambulant Betreuten Wohnen der terra geleistete Assistenz, von der Michaela weiterhin profitiert, hat sich entsprechend ihren Bedarfen allerdings geändert. „Neben den bisherigen Zielsetzungen nutzt Michaela unsere Assistenz auch, um mit Herausforderungen, gelegentlichen Belastungen und Konflikten im Rahmen ihrer Arbeit gut zurecht zu kommen“, so ABW-Bereichsleiterin Kristin Brunk.
Auch deshalb dürfen wir gespannt bleiben, wohin Michaelas Energie und Strebsamkeit sie noch führen wird. Für diese junge Frau gilt ganz sicher jener Satz, der vom altgriechischen Philosophen und Denker Demokrit überliefert ist: „Es werden mehr Menschen durch Übung tüchtig als durch Naturanlage.“