Bei der terra schreibt das Leben schöne Geschichten. In manchen geht es um kleine, aber besondere Alltagsmomente, in anderen um große Schritte, herausragende Fähigkeiten oder denkwürdige Begebenheiten. Jede einzelne dieser Geschichten ist es wert, erzählt zu werden. So wie die von Stefan, der nach vielen Monaten des Leidens endlich zur terra zurückkehren konnte.
Als ein Bewohner der ersten Stunde gehört Stefan zur terra wie das Licht zum Tag. Der heute 63-Jährige ist vor gut 40 Jahren als junger Erwachsener auf den Hof nach Belau gezogen, wo er rasch heimisch wurde. 2007 wechselte Stefan dann in eine eigene Wohnung nach Bergen. Seitdem wurde er dort vom Ambulant Betreuten Wohnen (ABW) der terra begleitet. Werktags war er im Team Landwirtschaft/Garten der Tagesförderstätte auf dem Hof der terra beschäftigt.
So flossen viele zufriedene Jahre für Stefan ins Land. Er blieb ungebrochen naturverbunden, kannte jedes Pflänzlein im Garten mit korrektem Namen. Auch in seiner Freizeit war Stefan stets ungemein aktiv. So übernahm er zum Beispiel mit großer Spielfreude oft Hauptrollen in der Theatergruppe der terra oder malte vielbeachtete Bilder, die auch ihren Weg in Ausstellungen fanden.
Dann aber kam der Sommer 2023, in dem es mit Stefans Gesundheit plötzlich rapide bergab ging. Die Sorge um ihn wurde schließlich so groß, dass er Anfang August 2023 ins Krankenhaus gebracht werden musste. Und auch dort waren die Ärzte irgendwann ratlos, denn Stefans Grunderkrankung wollte sich trotz intensiver Behandlung einfach nicht bessern. Zu allem Unglück erwischte ihn während des stationären Aufenthaltes dann auch noch ein böser Schlaganfall! Nach einigem Abwägen wurde der Patient schließlich in ein künstliches Koma versetzt, das seinen Organismus entlasten und den Rückgang seiner Grunderkrankung begünstigen sollte.
Wochenlang lag Stefan so da. Man bangte um ihn und hoffte für ihn, dass er irgendwann doch wieder sein altes Leben aufnehmen können würde. Aber die Zeichen dafür standen nicht wirklich gut.
Nach etwa drei Monaten stationär konnte Stefan dann schließlich doch aus dem Krankenhaus entlassen werden. Allerdings war nicht daran zu denken, dass er nun zurück in seine Wohnung nach Bergen konnte, denn dafür war er viel zu schwach. Kein Wunder, hatte er doch einen schweren Überlebenskampf hinter sich. Jetzt brauchte er sehr viel Unterstützung. So kam Stefan vorerst im Zentrum für Soziale Psychiatrie in Salzwedel unter, wo er bis heute vorrübergehend ein Zuhause in familiärer Atmosphäre mit individueller Betreuung und Therapie fand.
Und dann – es war am Morgen des 3. Juni 2024 – kehrte Stefan nach mehr als zehn Monaten doch an seinen Arbeitsplatz im Team Landwirtschaft/Garten zur terra zurück. Ein Wunder! Was für eine Freude! Natürlich ist er längst noch nicht wieder der alte Stefan, das wäre auch menschenunmöglich. Aber er ist wieder da und hat nun seinen Platz im Team der Tagesförderstätte eingenommen, so gut es ihm seine derzeitigen Kräfte eben erlauben.
Und da er schon dieses Wunder vollbracht hat, keimt auch ein Fünkchen Hoffnung auf, dass Stefan eines Tages vielleicht sogar wirklich auch in seine Wohnung in Bergen zurückkehren kann. Jedenfalls wünschen ihm das alle, selbst wenn heute noch nichts absehbar ist. Vorerst geht es für Stefan jetzt darum, sich jeden Tag ein kleines Stück mehr den Alltag zurückzuerobern, körperlich wie seelisch. Auch das dürfte Schwerstarbeit sein, schließlich hat er so viel zu verkraften und zu verarbeiten. Doch Stefan scheint seine ganz eigenen Kraftquellen zu besitzen – und dazu zählen ganz sicher die Natur und die Pflanzen im Garten, mit denen er sich so verbunden fühlt, und eben „seine“ Menschen bei der terra, die ihm so vertraut sind. Alles das hilft. Was ihm dann noch fehlt, ist einfach eine weitere Portion Glück. Wir drücken dafür feste die Daumen, lieber Stefan!
Die Fotos zeigen Stefan vor seiner Erkrankung: Auf der Startseite dieser Homepage arbeitet er zwischen den Erdbeeren im terra-Garten, die obige Ansicht zeigt ihn bei einem Freiluft-Theaterspiel zum 40-jährigen Jubiläum der terra. (Fotos: dü)