Terra-Geschichten, Folge 10: „Langeweile? Nö, keine Spur!“

Bei der terra schreibt das Leben besondere Geschichten. Darin geht es um Alltagsmomente und Wünsche, um Fähigkeiten, Entwicklungen und Veränderungen, um Einblicke in das Leben Einzelner. Jede dieser Geschichten ist es wert, erzählt zu werden. So wie die von Marina, die auch im Ruhestand quietschfidel und aktiv bleibt.

Marina ist im Oktober 2022 zu ihrem 60. Geburtstag „Rentnerin“ geworden. Das klingt irgendwie nach Nichtstun, nach ein bisschen Wind über den Zaun schippen, nach hin und wieder die Katze kraulen. Und jawohl – all das tut Marina auch, einfach weil es ihr zwischendurch guttut. Aber sie erlebt im Ruhestand noch viel mehr.

Marina gehörte mit zu den ersten Bewohner*innen, die nach Belau in den Wohnbereich der terra gezogen sind. Fast von Anfang an war die damals junge Volljährige auf dem Hof hauptsächlich in der Hauswirtschaft tätig. Sie hatte zuvor zwar einige Monate auch ins Team Landwirtschaft hineingeschnuppert, aber hauswirtschaftliche Tätigkeiten lagen ihr einfach mehr. So wurde die Küche nach und nach zu ihrem persönlichen Arbeitsbereich.

Das passte, weil Marina für ihr Leben gern kocht, und das am liebsten selbst. Kartoffeln schälen, Gemüse putzen, Zwiebeln schneiden? Ist ja alles ganz schön und gut. Aber es geht doch nichts über den „Matjestopf à la Marina“, der bei der terra schon öfter auf der Speisekarte stand.

So verbrachte Marina ihre Arbeitstage – morgens von 8.30 bis nachmittags 16 Uhr – in der Hauswirtschaft. Auch nachdem sie gegen Ende der 2000er Jahre dann von Belau nach Bergen in ihre eigene Wohnung gezogen war und dort fortan vom Ambulant Betreuten Wohnen (ABW) der terra im Alltag begleitet wurde, blieb sie ihrer Arbeit in Belau treu. Nur eines hatte sich geändert: Jetzt konnte sie nicht mehr einfach nur quer über den Hof gehen, um in ihr Küchenreich oder in die Waschküche zu gelangen, sondern musste den Weg von Bergen aus bewältigen. Kein Problem für Marina – zumindest im Sommer hat sie sich dafür einfach jeden Tag auf ihr Dreirad für Erwachsene geschwungen und ist die kleine Strecke geradelt.

Aus ihrem Arbeitsleben wäre vieles zu berichten. Marina erinnert sich zum Beispiel an jenen Moment, als die terra neue hochmoderne Küchengeräte bekam. Mit ganz vielen Knöpfen und quasi digitaler Steuerung der Vorgänge. „Dafür musste man aber lesen können“, sagt die heute 60-Jährige und fand flugs für sich eine gute Lösung: „Da habe ich den Abwasch meist einfach per Hand gemacht oder die Tische eingedeckt.“

Im Sommer 2022 feierte Marina dann auf dem jährlichen Sommerfest der terra ihr 40-jähriges Dienstjubiläum. Stolz kann sie darauf sein, ihr arbeitsreiches Leben so gut gemeistert zu haben! Dafür wurde sie auch geehrt. Im Oktober desselben Jahres folgte dann mit ihrem 60. Geburtstag ihr Eintritt in die Rente.

Seitdem hat sich für Marina natürlich einiges geändert, vor allem fiel der Job in der Hauswirtschaft der terra weg. Aber die Ruheständlerin hat ja noch ihre eigene Küche, in der sie sich ihren „Matjestopf à la Marina“ herrichten kann, so oft sie mag. Und außerdem hat sie auch zu Hause gute Gesellschaft, denn bei ihr wohnt Katze Pina, Marinas ganzer Stolz. Das Kätzchen ist auf ihren geliebten Kater Willi gefolgt, der bis zu seinem Tod im letzten Jahr das Leben mit seinem Frauchen geteilt hatte. Nun also Pina, durch deren schwarzes, weiches Fell die 60-Jährige immer wieder zärtlich ihre Finger streichen lässt. Die beiden sind eine richtig verschmuste Wohngemeinschaft! Sie haben sich im Tierheim Ahlum „gefunden“, das war sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Und nachdem auch das „Probewohnen“ von Pina bei Marina gut geklappt hatte, blieb das Kätzchen für immer.

Und dann gibt es noch einen zweiten Lebensbegleiter in Marinas Alltag ­– und das ist die Musik. Vor allem die Orgel, das ist Marinas Ding. Seit vielen Jahren nimmt sie, assistiert durch das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) der terra, 14-tägig Orgelunterricht in der Musikschule Salzwedel, mit stetig wachsender Freude. Das war auch während ihres Arbeitslebens schon so. Und fiel damals eine Musikstunde in die Arbeitszeit, so wurde Marina dafür eigens vom Dienst freigestellt. Jetzt wird sich für sie ab September 2023 jedoch etwas ändern, denn Marinas Orgellehrer kann sie bis auf weiteres nicht mehr unterrichten. „Da bin ich bisschen traurig“, sagt sie. Der ABW ist aber sehr bemüht, für Marina eine Alternative zu finden.

Aber auch die Dinge des Alltags wollen erledigt werden, der Lebensmitteleinkauf beispielsweise, die Korrespondenz oder das Schreiben von Karten und Glückwünschen. Bei solchen und anderen Aufgaben erhält Marina ebenfalls je nach Anforderung einfache oder qualifizierte Assistenz durch das ABW der terra.

Aus ihrem neuen Alltag ist auch zu berichten, dass Marina nun jeden Mittwoch und Freitag die Senioren-Tagesbetreuung des Roten Kreuzes in Clenze besucht. Die dortigen kurzweiligen und wechselnde Angebote sind teils auch sportlicher Natur und strukturieren diese Tage wunderbar. Zusätzlich erhält Marina neuerdings in der Tagesbetreuung auch Physiotherapie, die ihr ärztlich verschrieben wurde und von externen Behandlern durchgeführt wird. 

Und wenn in Marinas Woche dann noch ein bisschen Zeit übrig bleibt – und die ist bei Rentner*innen ja bekanntlich immer knapp bemessen – dann setzt sie sich zu Hause gemütlich an ihren Tisch, legt ein Puzzle (ab 1.000 Teile!) oder bastelt etwas für ihre Verwandten in Osnabrück, die sie hin und wieder besucht.

In diesem Sinne hat sich im Leben von Marina einiges geändert – nur sie selbst nicht. Denn sie ist immer noch so fröhlich, energisch und selbstbewusst geblieben, wie sie auch bei der terra war. Marina weiß genau, wann und in welcher Form sie Unterstützung braucht, und kann das auch klar kommunizieren. Mit der terra bleibt sie über die Assistenzen des ABW verbunden, ansonsten aber blickt Marina nach vorn in ihr neues „Rentnerleben“. 

Und wie lautet Marinas Fazit dazu? Ganz klar: „Langeweile? Nö, keine Spur!!!“, lacht sie, und Katze Pina lässt dazu ein zustimmendes Schnurren hören.

Die Fotokollage zeigt Marina heute im Ruhestand (linkes Bild) und während ihres Arbeitslebens bei der terra in einer Pause mit der Hofkatze (rechts oben). Unten rechts schnurrt Kätzchen Pina.


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