Terra-Fußballer: Voll olympisch!

Olympische Spiele sind ein Erlebnis für sich. Fünf „Terraner“ sind immer noch ganz erfüllt von ihrer Teilnahme an den Nationalen Sommerspielen für Menschen mit geistiger Behinderung in Berlin. Dort haben die Fußballer der terra zwar keine Medaille gewonnen – aber überaus ordentlich gekickt, wundervolle Begegnungen gehabt, olympische Luft geschnuppert und viel Spaß gehabt.

Bei den „Special Olympics National Games“ feierten 4.500 Sportler*innen in der deutschen Hauptstadt vom 19. bis 24. Juni 2022 ein Fest der Begegnung. Sie wurden von gut 2.000 Menschen betreut und konnten sich in 20 Sportarten miteinander messen. Alle gaben auf dem jeweils passenden Niveau ihr Bestes. Viele wie die Fußballer der terra sind auch in sogenannten Unified Teams angetreten. Dabei spielen Menschen mit und ohne geistige Behinderung gemeinsam gleichberechtigt miteinander.

Aus dem Wendland hatte der Sportclub Lüchow gleich zwei Fußballteams seiner Reha- und Behindertensportabteilung an den Start geschickt: eine U21-Mannschaft von der Wendlandschule sowie das Unified Team mit den fünf Terranern. Pädagogischer und sportlicher „Gesamtleiter“ dieses Aufgebots war Reinhard Ebus, lizensierter Übungsleiter der Integrationsgruppen im SC Lüchow.

Seitens der terra wurde Reinhard Ebus von drei jungen Männern unterstützt: Florian Winterhoff, der bei der terra gerade sein Freiwilliges Soziales Jahr macht, dazu Christoph Klipp, ein ehemaliger Zivildienstleistender der terra, sowie dessen Sportfreund Philip Kontschakowsky. Diese drei können natürlich auch gut Fußball spielen, was dem Unified Team der terra zu Gute kam. Das bestand hauptsächlich aus den fünf kickenden Bewohnern Michael „Michi“ Nötzelmann (37, Torwart), Marcel Köhler (22), Philip Espermüller (25), Rudi Suhr (32) und dem „Younster“ Kevin Kropp (19).

Wollen wir nicht lange drumrumreden, sondern lieber Michael „Michi“ Nötzelmann fragen:

Wie war`s in Berlin?

MICHI: Klasse – einfach klasse. Wir sind von Belau aus am Sonntag schon früh los erstmal in unsere Berliner Jugendherberge. Die lag direkt am Wannsee. Tolle Gegend! Einmal haben wir im See sogar rumgeplanscht, aber der war lausig kalt. Unsere Unterkunft war ganz prima. Dort haben wir geschlafen, gefrühstückt und Abendbrot gegessen. Mittagsmahlzeiten gab es an den Spielstätten.

War nicht auch am Sonntag schon die olympische Eröffnungsveranstaltung?

MICHI: Ganz genau. Die fand im Stadion „An der alten Försterei“ statt. Da trägt ja auch der 1. FC Union Berlin seine Spiele in der 1. Bundesliga aus. Also wir sind dann am Sonntag von der Jugendherberge mit dem Zug dahin. Da bist du schon über eine Stunde unterwegs vom Wannsee bis nach Köpenick ins Union-Stadion. Aber es hat sich gelohnt. Die Eröffnung war super – mit toller Show und viel Musik. Da wurden auch Fahnen gehisst und das olympische Feuer angezündet.

Und am nächsten Tag liefen dann die ersten Spiele an.

MICHI: Ja, am Montag waren die Qualifikationsspiele. Die haben aber zwei Stunden später angefangen als geplant. Wegen Gewitter. Aber dann gings los. Klar waren wir aufgeregt. Auf jeden Fall, jedenfalls ich.

Und wie lief es?

MICHI: Unsere Mannschaft ist eigentlich ganz gut reingekommen. Jedenfalls so, dass wir am Dienstag dann in der Gruppenphase in die stärkste Gruppe gesteckt wurden. Da liefs erstmal auch prima. Wir haben gleich das erste Spiel mit 1:0 gewonnen. Das blieb dann leider der einzige Sieg. Alle anderen Spiele haben wir verloren. Aber wir haben uns trotzdem nicht unterkriegen lassen und immer unser Bestes gegeben. Auch ich als Torwart. Was zu halten war, hab ich gehalten. Mehr kannst du nicht machen.

Dann stimmt es also, was euer Trainer Reinhard Ebus der Elbe-Jeetzel-Zeitung gesagt hat. Er meinte: „Dennoch war unsere Mannschaft nicht unzufrieden angesichts guter und kämpferischer Leistung. Die Freude und der Spaß an diesem olympischen Turnier machte alles andere auch schnell wieder wett.“

MICHI: Das ist wirklich wahr. Unser Unified Team hat in der Gruppe zwar den letzten Platz gemacht – aber dabei sein ist alles! Und keiner von uns hat sich verletzt. Außer ein paar blaue Flecke, aber die sind beim Fußball ja normal. Total gut fand ich auch die Siegerehrung am Donnerstag, wo es Schleifen und Medaillen gab. Das war toll. Sogar Fredi Bobic, der Manager von Hertha Berlin, war dabei! Und unsere U21 hat die Bronzemedaille gewonnen! Wir haben uns voll mit denen gefreut.

Dann gab`s ja in Berlin auch noch das ganze Programm rund um die Spiele.

MICHI: Das war auch klasse! Am Dienstag hatten wir zum Beispiel eine Athleten-Disco am Brandenburger Tor. Mann, so viele Leute! Tausende! Und wirklich tolle Stimmung! Am Brandenburger Tor war dann Freitag auch die Abschlussfeier für alle. Da hatten sie auch extra für uns die Straße gesperrt. Und ein riesiges Feuerwerk gemacht. Das war wirklich ein schöner Abschluss.

War es das, was dich am meisten beeindruckt hat?

MICHI: Nee, das waren eigentlich die Spiele gegen die anderen Mannschaften aus ganz Deutschland. Die sind alle oberfair gelaufen. Klar gab es auch mal einen Rempler. Aber wenn einer hingefallen ist, dann hat sich der andere sofort entschuldigt und ihm aufgeholfen. Das hat mir am besten gefallen. Und dass wir uns alle so gut verstanden haben, das war auch schön.

Gab es auch etwas, das dir nicht so gut gefallen hat?

MICHI: Ehrlich gesagt ja. Ich fand nicht so gut, dass sogar die Organisatoren in Berlin die Maskenpflicht zu locker genommen haben. Wir wurden zum Beispiel in Zelten verpflegt. Da ist doch klar, dass du da nicht ohne Maske rumrennst. Haben aber viele trotzdem gemacht. Erst am vorletzten Tag wurden dann Hinweisschilder auf die Maskenpflicht aufgestellt.

Für mich war das leider zu spät – ich bin mit Corona nach Belau zurückgekommen. Erstmal hab ich das gar nicht gemerkt und am Sonntag noch ganz normal die Tiere bei uns auf dem Hof versorgt. Montag genauso. Abends war ich dann beim Training – und danach gings los. Am Dienstag fühlte ich mich schon ziemlich schlecht, und da war dann auch mein Test positiv. Das hieß dann 10 Tage Quarantäne für mich.

Oh, wie unangenehm für dich! Wie geht es dir heute?

MICHI: Es geht mir wieder gut, nur schwere Arbeit fällt mir noch bisschen schwer. Ich bin ja Asthmatiker und kann bei schwerer Arbeit noch nicht so gut atmen. Da muss ich es langsamer angehen. Aber sonst geht`s mir wieder gut.

Lieber Michi, danke für das Gespräch. Und weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Kicken! Vielleicht seid ihr ja im nächsten Jahr auch bei den Special Olympics Weltspielen in Berlin dabei.

MICHI: Na, mal sehen.

Foto (berlin2022.org): Feuerwerk zur Abschlussfeier am Brandenburger Tor

Hier einige Impressionen


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