Wussten Sie schon, dass Knoblauch auch Kühe vor der Fliegenplage schützen kann? Jawohl! Dies und noch viel mehr haben die Bewohner*innen und Nutzer*innen der terra bei ihrem diesjährigen Sommerausflug in die Altmark erfahren.
Am 20. Juni waren die Kleinbusse auf dem Hof der terra in Belau „gesattelt“, Abfahrt in den Morgenstunden. Bei angenehmem Wetter führte die erste Station die Ausflugsgruppe nach Salzwedel zu einer Spezialitätenbäckerei.
In der Baumkuchenfabrik
Hier wird in der „Ersten Salzwedeler Baumkuchenfabrik Hennig“ immer noch in Handarbeit auf einer sich drehenden Holzwalze am offenen Feuer ein legendärer Baumkuchen gebacken. Und zwar streng nach dem Originalrezept des Konditormeisters Johann Andreas Schernikow, der die Fabrik im Jahr 1807 gegründet hat. Seitdem wurde an der königlichen Rezeptur nichts verändert. Das Produkt darf sich wahrhaft „königlich“ nennen, denn ab 1865 wurde mit dem Baumkuchen aus dieser Manufaktur auch der preußische König regelmäßig beliefert. Schon bald kamen auch andere Monarchen auf den Geschmack und bestellten aus Österreich, England, Russland, Schweden und anderen Ländern den Schmaus für ihre Festtafeln.
Seit 1990 trägt das traditionsreiche Familienunternehmen nun „Hennig“ als Namenszusatz. Ansonsten hat sich wenig geändert. Ausschließlich Baumkuchen wird dort immer noch in alter Manier rund ums Jahr gebacken. Dafür wird die würzige Teigmasse Kelle für Kelle von den Bäckern auf eine rotierende Walze geschöpft und vor offener Flamme gebacken; dann von der Walze geschnitten und nach Gewicht verkauft. Nur anstelle des Boten, der früher einst die in Holzschachteln verpackte Köstlichkeit auf seinem Rücken nach Berlin oder Wien trug, erfolgt die Zustellung heute auf modernen Wegen durch hauseigenen Versand ins deutsche Inland und europäische Ausland.
Das Rezept aber war und bleibt ein gut gehütetes Geheimnis der Familie, welches sie natürlich auch den Terraner*innen nicht verraten hat. Denen hat der „König der Kuchen“ aber auch ohne dieses Wissen wunderbar geschmeckt!
Bei der Agrarerzeugergenossenschaft
Nach diesem Abstecher für ein „Baumkuchen-Stündchen“ fuhr die 32-köpfige Ausflugsgruppe inklusiv sechs Betreuer*innen der terra weiter zum Salzwedeler Ortsteil Pretzier. Dort wurde sie schon von der Agrarerzeugergemeinschaft eG erwartet. Soweit man dort blickt, schaut man auf Wiesen und Ackerland, alles unter ihrem Beritt. Insgesamt sind es rund 3.000 Hektar als Eigentum oder Pachtfläche, davon rund 33 Prozent Grünland. Schließlich wollen 1.500 Rindviecher mit den Eigenerzeugnissen auch gefüttert werden! Ansonsten baut die Erzeugergemeinschaft u.a. Getreide, Zuckerrüben, Raps und Mais an.
Besonders beeindruckt waren die Terraner*innen von den Großmaschinen, zum Beispiel vom vollklimatisierten Mähdrescher. Dessen Mähbalken misst stolze 12 Meter breit und kann in nur einer Stunde rund acht Hektar „niedermachen“. Alle Achtung! Ebenso beachtenswert war der riesige, auch vollklimatisierte Schlepper, neben dem sich der „Lütte“ von der terra wie ein Winzling vorkommen würde.
Übrigens: Bei der Agrarerzeugergemeinschaft in Pretzier wird nicht einfach Bahn für Bahn drauflosgepflügt oder -gemäht. Nein, die Bewirtschaftung einer landwirtschaftlichen Nutzfläche geschieht gezielt, nach einer exakt per GPS ermittelten Route. Dieses Verfahren gehört heutzutage zur Präzisionslandwirtschaft. Das Internetlexikon Wikipedia informiert dazu: „Die Positionen der Bearbeitungsmaschinen werden auf den Flurstücken erfasst – und die Maschinen wiederum erfassen und dokumentieren die Kennwerte (zum Beispiel Ertrag) schon während der Bearbeitung.“ Diese Daten werden dann ausgewertet und für die anschließende Bodenbewirtschaftung optimal nutzbar gemacht.
Auch in anderer Weise setzen die Pretzierer digitale Verfahrenstechniken und auch Künstliche Intelligenz (KI) ein, zum Beispiel um bei den Rindern ganz frühzeitig beginnende Erkrankungen zu erkennen. Dafür schluckt z.B. eine Kuh einfach eine Kapsel wie eine Tablette. Diese „Pille“ schlägt dann nicht nur Alarm, wenn eine Krankheit im Anmarsch ist, sondern liefert auch gleich mögliche Gründe dafür mit. So kann der Mensch rasch reagieren und dem Tier viel Stress ersparen. Die Agrarerzeugergemeinschaft Pretzier konnte dank der KI bereits bis zu 15 Prozent weniger Antibiotika-Gaben bei den Tieren verzeichnen, ein großer Erfolg.
Apropos Rinder: Die Ausflügler haben nicht nur vom einen Tag alten Kälbchen bis zur Hochleistungsmilchkuh alles gesehen, sondern waren auch vom Folgenden fasziniert: Es gibt nämlich eine verblüffend einfache Methode, wie im Sommer zum Wohl der Tiere Fliegenplagen verhindert werden können. Die kleinen Summer sind für Kühe nämlich echte Quälgeister und können – z.B. in Augen oder Ohren sitzend – sehr viel Stress auslösen. Nicht aber bei der Erzeugergemeinschaft. Diese handelt nämlich nach folgender Erkenntnis: Wird der Melasse für den sogenannten „Leckeimer“ der Tiere etwas Knoblauchpulver zugesetzt, so rücken die Fliegen den Rindern kaum mehr aufs Fell. Denn die Vierbeiner dünsten den Knoblauch aus und halten sich die Plagegeister auf diese Weise vom Leib. Der Wissenschaft sei Dank, die solche Erkenntnisse zugänglich macht!
Whow, das waren jetzt aber jede Menge Informationen für die Belauer, angereichert mit der Erfahrung, mal selbst auf einen Mähdrescher oder ein Schlepper-Ungetüm zu klettern. Gute Aussichten von da oben, oder?
Das macht hungrig! Nach einem herzhaften Mittagessen bei den Gastgebern teilte sich die Gruppe dann für den restlichen Tag. Während sich die einen im Freibad Salzwedel tummelten, besuchten die anderen den Märchenpark & Duftgarten in Salzwedel und ließen sich dort von der traumhaften Atmosphäre der Sagen, Elfen, Wichtel und Gnome verzaubern.
Beiden Gruppen spendierte die terra zum Abschluss auch noch Eis bzw. Kuchen, bevor es nach einem erfüllten Tag zurück nach Belau ging.
Impressionen















