Tagesförderstätte: Zwei Sommerwochen Betriebsurlaub

Kürzlich hatte die terra ein Kennenlerngespräch mit einem jungen Mann geführt, der eventuell als Nutzer in der Tagesförderstätte auf dem Hof in Belau arbeiten möchte. Bei diesem ersten Beschnuppern kam auch die Frage nach Urlaub auf. Haben eigentlich auch die Nutzer*innen Urlaub? Ein guter Anlass, mal bei terra-Geschäftsführer Henrik Thunecke danach zu fragen.

Herr Thunecke, der gesetzliche Mindesturlaub beträgt in Deutschland 20 Arbeitstage pro Jahr bei einer 5-Tage-Woche. Dieser Anspruch ist im Bundesurlaubsgesetz (BUrlG) geregelt. Wie sieht das eigentlich für Ihre Nutzer*innen in der Tagesförderstätte der terra aus?

Selbstverständlich steht auch unseren Nutzer*innen Urlaub zu! Bei uns sind das 30 Werktage im Jahr.

Wenn also jemand sagen wir aus dem Team Brennholz oder aus dem Team Landwirtschaft/Garten unter der Woche zum Beispiel einige Tage lang seine Familie besuchen möchte…

… dann meldet er wie in allen Betrieben üblich diesen Urlaub bei uns an. Einfach so von der Arbeit wegbleiben darf natürlich niemand.

Dann gibt es von der terra als Arbeitgeberin also ganz offiziell eine Urlaubsgenehmigung, so ist der Gang.

Genau so. Übrigens macht auch unsere Tagesförderstätte einmal im Jahr einen längeren Urlaub. Oder treffender gesagt: Betriebsferien. Das sind regelmäßig im Sommer zwei Wochen. In diesem Jahr fallen unsere Betriebsferien auf die letzte Juliwoche und erste Augustwoche – als vom 28. Juli bis einschließlich 8. August. Das wissen alle immer sehr rechtzeitig, damit sie sich darauf einstellen können.

Und was passiert in diesen zwei Wochen auf dem terra-Hof?

Die Betreuung in unserer Wohnstätte läuft in der Zeit selbstverständlich weiter, auch wenn die Tagesförderstätte geschlossen ist. Außerdem werden unsere Tiere und der Garten von uns und unseren Leuten weiterhin versorgt. Es muss ja gefüttert und bewässert werden, das ist auf anderen Bauernhöfen während der Urlaubszeit auch nicht anders.

Wie lange und oft dürfen Tagesförderstätten eigentlich generell im Jahr schließen?

Insgesamt maximal 30 Werktage im Jahr. Aber diese vielen Tagen nutzen wir bei der terra gar nicht aus. Wir schließen im Sommer stets 10 Werktage, was die erwähnten zwei Wochen ergibt. Darüber hinaus ruht unser Betrieb jedes Jahr auch zwischen Weihnachten und Neujahr, das sind im Durchschnitt nochmal drei Tage. Außerdem haben wir auch an einigen sogenannten „Brückentagen“ geschlossen, also beispielsweise an den Freitag direkt nach Himmelfahrt.

Damit kommt die Tagesstätte der terra dann auf insgesamt rund 15 Tage im Jahr, an denen dort nicht kollektiv gearbeitet wird.

Das ist richtig. Für unsere Nutzer*innen bedeutet das: An diesen 15 Tagen Betriebsferien haben sie automatisch Urlaub.

Dann bleiben den Nutzer*innen von ihren 30 Tagen Urlaubsanspruch im Jahr aber immer noch 15 Tage zur freien persönlichen Verplanung.

Genau. Aber nicht alle Nutzer*innen oder auch unsere Bewohner*innen, die in der Tagesförderstätte beschäftigt sind, schöpfen ihre 30 Tage Urlaubsanspruch jedes Jahr auch voll aus.

Nehmen wir an, eine Bewohnerin vom Team Hauswirtschaft in der Tagesförderstätte möchte an einer Ferienwoche der terra an der Ostsee teilnehmen.

Natürlich muss sie sich dafür offiziell Urlaub nehmen. Das gilt nebenbei auch für die Teilnahme an unseren Tagesfahrten. Aber was die von uns angebotenen Urlaubsreisen angeht – nicht alle unsere Bewohner*innen, die in der Tagesförderstätte beschäftigt sind, fahren immer mit der terra in die Ferien. Manche schließen sich auch einem anderen Anbieter an, der betreute und begleitete Reisen mit geistig beeinträchtigten Menschen macht. Da gibt es ebenfalls schöne Angebote. Wenn jemand, der bei uns wohnt, gern so etwas machen möchte, helfen wir natürlich bei der Auswahl, unterstützen bei der Buchung und Bezahlung und bringen ihn auch zum Treffpunkt.

Nebenbei gefragt: Ist das für Bewohner*innen der terra nicht eine große Herausforderung – so mit ganz fremden Leuten und Betreuenden zu verreisen?

Auf jeden Fall. Schon weil der andere Anbieter unsere Leute ja nicht so gut kennt wie wir. Oder weil in der Gruppe immer mal jemand dabei sein kann, mit dem man nicht so gut zurechtkommt. Andererseits kann das Verreisen mit einem anderen Anbieter aber auch toll sein, gut klappen und zu noch mehr Eigenständigkeit beitragen.


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