Sommerfest: Ein ganzer Hof tanzt

„Der Sommer, der Sommer / Der heißt uns lustig sein: / Wir winden Blumenkränze / Und halten Reigentänze / Beim Abendsonnenschein.“ So heißt es im vierten Vers des Gedichts „Der Sommer“ bei Hoffmann von Fallersleben. Die „Terra“ hat diese Zeilen bei ihrem Sommerfest am 4. September wahr werden lassen.

Gut hat es das Wetter gemeint an diesem Samstag. Es ist warm und trocken, also genau richtig für das von allen lang ersehnte Sommerfest. Wer gegen 14 Uhr zur Einfahrt der Hofstelle Belau 6 hineinschaut, sieht alles gut vorbereitet. Direkt am Portal steht ein weißes Zelt – die Corona-Teststation. Denn eintreten dürfen nur 3-G-Gäste: Geimpfte, Genesene oder Getestete, Sicherheit ist oberstes Gebot. Wenige Meter dahinter reihen sich im Dreieck zwischen den Werkräumen linker Hand, dem Schuppen rechter Hand und dem Vierständerhaus vis à vis zünftige Biertisch-Garnituren auf dem Kopfsteinpflaster aneinander. Noch sitzt hier niemand. Und auch die Bühne neben dem Schuppen ist noch leer. Das wird sich schnell ändern.

Der Zeiger der Uhr rückt minutenweise vor. Gegen 14.30 Uhr trudeln die ersten Besucher*innen ein, dann füllt sich der Hof rasch. Aus den Wohngebäuden strömen die Bewohner*innen zum Fest. Ein fröhliches Willkommen rundum mit Freundinnen und Freunden, Angehörigen und Betreuern. Auch die Mitarbeitenden und Nutzer*innen treffen jetzt ein. Alle durften sich höchstens ein bis zwei Gäste einladen, Corona lässt immer noch grüßen. Aber eine vergnügte Atmosphäre hängt eher von der guten Stimmung der Feiernden als von ihrer zahlenmäßigen Menge ab. Und gute Stimmung hat heute jeder dabei!

Punkt drei Uhr besteigt „Terra“-Einrichtungsleiter Henrik Thunecke die Bühne. Mit herzlichen Worten begrüßt er alle, wirft ein paar launige Ausblicke auf das kommende Programm und wünscht allen viel Spaß.

Dann heißt es auch schon: Bühne frei für die neue Trommelgruppe der „Terra“! Sie hat sich vor einiger Zeit unter der Leitung des Musikers Thorsten Urban aus jungen Menschen gebildet, die seit 2020 in einer Wohngruppe zusammenleben. Seitdem machen sie gemeinsam Musik frei nach dem Motto: Wer als Gruppe zusammen trommelt, schwingt in gleichem Rhythmus und kann so den Zusammenhalt sinnlich hören und spüren.

Heute aber ist Premiere – ihr erster Auftritt vor richtigem Publikum. Das Lampenfieber der jungen Truppe lässt sich fast mit Händen greifen. Aber kaum sind die ersten Rhythmen gespielt, ist der Bann gebrochen. Sie machen es einfach superprima, trommeln sich ordentlich warm, harmonieren wunderbar zusammen und ernten dafür zu Recht lauten Beifall. Das Schönste dabei: Es hat allen richtig Spaß gemacht, das war zu hören und zu sehen. Weiter so! Und vielleicht bekommt die Gruppe ja bald auch noch Zuwachs…

Jetzt gibt`s erstmal Kaffee mit reichhaltigem Kuchenangebot und viel Klönsnack, die Stimmung ist prächtig. Gute Voraussetzungen für den nächsten Event des Nachmittags: das Theaterstück. Auch das ist eine Premiere – und war bis zu diesem Moment das bestgehütete Geheimnis auf dem Hof. Denn niemand wusste, was für ein neues Stück die aus Bewohnern bestehende Theatergruppe der „Terra“ mit ihrer Leiterin Andrea Leonhardt erarbeitet hat. Selbst erdacht, selbst entwickelt und ausgestaltet sowie miteinander inszeniert – da ist die Spannung vor der ersten Aufführung besonders groß.

Dann lassen sie auf der Bühne die Katze aus dem Sack. Das neue Stück heißt „Königin der Farben“ und hat folgende Handlung: Eine Königin hat verschiedene Farben zu Spielgefährten. Doch andauernd passt ihr etwas nicht an den bunten Gesellen. Mal ist ihr eine Farbe zu hart, mal eine zu weich, mal eine zu grell. So nörgelt und nörgelt die edle Dame an allen herum, bis die Farben das Gemäkel der Königin satthaben und ganz grau werden. Da dämmert ihrer Majestät allmählich, dass sie plötzlich ohne Spielgefährten dasteht, einsam und allein auf ihrem Thron hockt und ihr die Farben bitterlich fehlen. Aber erst eine Entschuldigung führt dann zum erhofften Wiedersehen und Happyend.

„Ein tolles Stück, inhaltlich einfach klasse. Und so typisch, weil wohl jeder von uns einen dauernörgelnden Menschen kennt“, findet Einrichtungsleiter Henrik Thunecke und freut sich mit dem gesamten Publikum: „Alles hat richtig gut geklappt, sie haben es einfach toll gemacht, obwohl wegen Corona so wenig Zeit für die Proben geblieben ist.“ Applaus und nochmal Applaus auch für diese starke Leistung!

Viel Beifall gönnen die Gäste auch den Jubilaren, die anschließend von Henrik Thunecke geehrt werden: Rudolf und Marcel für ihr jeweils 10-jähriges Wohnjubiläum sowie Christian für sein fünfjähriges Jubiläum in der Tagesförderstätte. Großen Zuspruch findet an diesem Nachmittag auch die Malgruppe der „Terra“ mit ihrem Angebot an die Gäste, selbst einmal zu Stift, Pinsel und Farbe zu greifen. Das lassen sich viele nicht zweimal sagen!

Über so viel Kurzweil keimt gegen Abend natürlich der Hunger auf. Auch darauf ist die „Terra“ gut vorbereitet: Es gibt ein köstliches Büffet mit gebackenem Schwein (aus eigener Aufzucht), Kartoffelklößen, Nudelgratin und Rotkohl. Derart gestärkt, hält die Feiernden bald nichts mehr auf ihren Bänken, als die „Salty Blue Notes“ live zum Tanz aufspielen. Bald schwingen und swingen sich Jung und Alt vor der Bühne fröhlich in die laue Sommernacht. Der letzte Gitarrenriff verklingt dann gegen 22.30 Uhr. Doch erst gegen Mitternacht liegt der Hof der „Terra“ wieder in seiner stillen Nachtruhe da.

Das war der Endpunkt des Sommerfestes? Mitnichten – denn am nächsten Tag hat die „Terra“ ihre Nachbarn aus Belau zum zünftigen Frühschoppen geladen. Endlich mal wieder auch mit ihnen zusammentreffen, schnacken, lachen – „das hatte uns so lange gefehlt!“, sagt Henrik Thunecke und freut sich über alle 16 der insgesamt 30 Einwohner*innen aus dem Dorf, die gekommen sind. Erst dieser Sonntagmorgen hat das diesjährige Sommerfest der „Terra“ so richtig rund gemacht! 

Impressionen


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