Nachgefragt: Wie geht`s im zweiten Lockdown?

Während der Corona-Pandemie hat der zweite Lockdown auch vor der „terra“ nicht Halt gemacht. Er zieht sich seit Dezember weit ins Frühjahr 2021 hinein. Wie geht es den Bewohnerinnen und Bewohnern damit? Einrichtungsleiter Henrik Thunecke gibt Auskunft.

Henrik Thunecke berichtet:

„Unsere Leute in der Wohnstätte kommen eigentlich relativ gut mit der Situation klar. Natürlich sind alle Bewohner*innen wie jeder andere auch ungeduldig und hoffen auf baldige Entspannung der Lage. Unsere Mitarbeitenden werden auch häufig gefragt, wann es denn endlich vorbei ist.

Das ist für uns eine schwierige Frage, denn wir wissen, dass das Virus nun in der Welt ist und die Gefahr vielleicht nie ganz vorbei sein wird. Wahrscheinlich werden wir lernen müssen, damit zu leben. Es gibt ja auch nicht nur immer neue Mutationen des Corona-Virus, sondern überhaupt immer neue Virusstämme.

Auf die Frage „Wann ist es endlich vorbei?“ gibt es keine einfache Antwort. Die Wahrheit kennen wir nicht, schwindeln wollen wir nicht – und an Spekulationen möchten wir uns eigentlich auch nicht beteiligen. Bleiben die Befürchtungen. Aber auch sie sollten so kommuniziert werden, dass keine zusätzliche Unruhe oder Angst entsteht. Das ist immer eine schmale Gratwanderung zwischen Ehrlichkeit und Schutzgedanke.

Mit einigen bei uns in der Wohnstätte können wir ziemlich offen über die Corona-Situation reden, weil sie ohnehin viel darüber nachdenken und sich dazu äußern. Sie sehen sehr wohl, wie rücksichtslos der Mensch gegen die Umwelt vorgeht und solche Gefahren wie die Pandemie mitverursacht. Darüber wird auch in den Wohngruppen gesprochen. Andere verstehen diese Zusammenhänge nicht – und müssen all die Veränderungen um sie herum trotzdem verkraften.

Denken wir nur an die Kontaktbeschränkungen, die einigen bei uns schwer zu schaffen machen. Für sie ist die „terra“ im Lockdown noch stärker zum Familienersatz geworden als jemals zuvor. Die bei uns wohnenden Menschen sind hier zu Hause. Deshalb muss es genau hier auch Trost und Zuwendung geben, wenn jemand fix und fertig ist. In gewissen Situationen einfach mal in den Arm genommen werden, das hilft schon, damit keiner durchdreht oder emotional kaputtgeht. 

Natürlich halten wir uns bei der „terra“ an die Empfehlungen und Hygieneregeln. Für die Betreuung heißt das auch: kein Körperkontakt. Aber können wir immer nur danebenstehen und zuschauen, wie jemand psychosozialen oder emotionalen Schaden nimmt? Schließlich sind wir alle keine Roboter. Hier stecken wir bei der „terra“ in einem echten ethischen Dilemma: auf der einen Seite der so wichtige Gesundheitsschutz, auf der anderen Seite die so wichtige Empathie. Sie ist nicht nur menschlich, sondern auch fachlich geboten im Umgang mit den von uns begleiteten Menschen.“ 


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