Kevin: „Für uns wie ein Sechser im Lotto!“

Wir alle konnten in den letzten Monaten an dieser Stelle mitverfolgen, wie Kevin mit viel Fleiß und Disziplin den kleinen Schlepper-Führerschein gemacht hat. Doch weil sich der 21-jährige terra-Bewohner damit nicht zufriedengeben möchte, hat er nun ein berufsvorbereitendes Praktikum absolviert.

Für Kevin war es ein großer Erfolg, den kleinen Traktor-Führerschein bestanden zu haben. Dafür hatte er monatelang neben seiner Tagestätigkeit im Team Landwirtschaft in der Tagesförderstätte der terra regelmäßig den Weg zur Fahrschule nach Clenze auf sich genommen und abends die Theorie gebüffelt. Anfang 2024 war`s dann geschafft!

Jetzt verfolgt Kevin seine nächsten Ziele. Denn er möchte auf den kleinen Schlepper-Führerschein nicht nur den großen Traktor-Führerschein draufsetzen, sondern am liebsten auch eine Ausbildung in einem landwirtschaftlichen Beruf absolvieren. Ja, die Landwirtschaft – das ist von Kindesbeinen an genau sein Ding! Das beweist Kevin täglich bei seiner Arbeit, und das hat sich auch schon während eines ersten Praktikums bei Landwirt Schulz in Belau vor zwei Jahren bewiesen.

Kevin, der Praktikant

Daran konnte Kevin jetzt wieder anknüpfen: Den Mai über hat er auf dem Hof von Heinrich und Heidi Schulz in Belau erneut als Praktikant gearbeitet. Dies könnte für ihn ein weiterer Schritt in Richtung mögliche Berufsausbildung sein – zum Beispiel zum Werker in der Landwirtschaft. Diese dreijährige, stark praxisbezogene Lehre kann sich Kevin gut für sich vorstellen, und sie wird in Niedersachsen insbesondere Menschen mit (Lern)Behinderung auch angeboten. Dabei orientiert sich diese Ausbildung trotzdem wesentlich an den Inhalten der normalen landwirtschaftlichen Ausbildung. Nach Abschluss können Werker in der Landwirtschaft dann auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen.

Und wie hat sich Praktikant Kevin so gemacht? Fragen wir doch mal Hannes Gerstenkorn (27). Der Landwirtschaftsmeister bewirtschaftet den Schulz-Hof seit Juli 2022 zusammen mit dem Besitzer in einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) und hat sich im Mai auch um Kevin gekümmert. „Gekümmert? So würde ich das nicht nennen“, sagt Hannes. „Denn bei Kevin gab es nichts zu kümmern. Er hat nämlich jede Aufgabe, die wir ihm anvertraut haben, mit aller Sorgfalt immer motiviert und zuverlässig weggearbeitet. Heinrich und ich waren hellauf begeistert von so viel Lust an der Arbeit!“ Und das bezieht Gerstenkorn sowohl auf den Ackerbau, also zum Beispiel das Einbringen der Saat mit der Drillmaschine und das anschließende Walzen des Feldes – und Kevin natürlich oben am Steuer des Treckers. Oder auch auf den Bereich der Tierhaltung. „Da hat Kevin ebenfalls ordentlich in die Hände gespuckt und beispielsweise Zäune gebaut. Er hat aber auch die Tiere zuverlässig versorgt, also gefüttert, eingestreut und sogar Verantwortung bei der Geburtenkontrolle übernommen.“ Was heißt: Es muss regelmäßig nach den gebärenden Tieren gesehen und auch beurteilt werden, ob sie Unterstützung benötigen.

Kevin als künftiger Werker in der Landwirtschaft?

Hannes Gerstenkorn spricht im Rückblick auf Kevin von „wirklicher Hilfe, einer echten Bereicherung für den Betrieb und für uns wie ein Sechser im Lotto“. Der Junge könne richtig zupacken, sagt er, der ließe keine Arbeit liegen, kümmere sich auch ohne Auftrag um das, was nötig ist. „Er lässt nicht denken, sondern denkt halt gut selber mit und erfasst die Zusammenhänge, was man wirklich nicht über jeden Praktikanten sagen kann. Und außerdem hat Kevin gerade auch für die Tiere ein echt gutes Händchen.“ Also allerbeste Voraussetzungen für einen Werker in der Landwirtschaft. Aber würde er die Ausbildung auch schaffen? „Absolut, davon bin ich fest überzeugt!“, meint der Landwirtschaftsmeister spontan. Dann vielleicht sogar auf dem Schulz-Hof als praktische Ausbildungsstätte? Das geht leider nicht, denn sowohl Hannes Gerstenkorn als auch Heinrich Schulz können u.a. keine behindertenspezifischen Kenntnisse mit einem Zertifikat nachweisen, das im Rahmen umfangreicher Schulungen erworben werden muss. Aber allein im Landkreis Lüchow-Dannenberg gibt es einige dafür anerkannte Betriebe, die die Werker-Ausbildung anbieten. „Und zwar wirklich gute Betriebe, wo so jemand wie Kevin hervorragend hinpassen würde und sehr viel lernen kann!“, fügt Hannes Gerstenkorn dazu. Wie schön, dass Kevins Werdegang auch ihm am Herzen liegt. Seit dem Ende des Praktikums bringt sich Kevin nun erstmal wieder bei der terra ins Team Landwirtschaft ein. Aber der ältere und der jüngere Bauer nebenan sind sich sicher: Sobald es auf dem Schulz-Hof erneut passt, kann Kevin dort wieder arbeiten – und das dann nicht lediglich nur als Praktikant!  


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