Lange hatten sich die Bewohner*innen und Nutzer*innen diese kleine Entdeckungsreise ins Miniatur Wunderland in Hamburgs Speicherstadt gewünscht. Mitte Mai war es endlich soweit. Für einige aus der 40-köpfigen Gruppe verlief der Tagesausflug trotzdem etwas anders als gedacht.
Gleich nach dem Frühstück ging die Reise um 8.30 Uhr in Belau los – schließlich wollte die Gruppe um 12 Uhr pünktlich ihren reservierten Einlasstermin erreichen. Das Miniatur Wunderland steht den Besucher*innen nämlich nicht in der Form offen, dass man einfach hineinschlendern kann, wann immer es einem beliebt. Sondern die Einlässe und auch Aufenthaltszeiten sind portioniert, damit es nicht zu Gedränge kommt. Deshalb hatte die Terra auch vorgebucht.
Im Miniatur Wunderland gibt es 15 verschiedene Welten zu entdecken (z.B. Amerika, Venedig oder Rio de Janeiro), technische Innovationen zu bewundern sowie diverse Sonderausstellungen zu bestaunen. Und alles in Modellbauwelten, die in thematisch aufgeteilten Innenräumen präsentiert werden.
Insbesondere die nächtlichen Darstellungen von Szenerien sind beeindruckend. Dann wird das Licht im Raum heruntergedimmt, sodass die Besucher*innen nahezu ins Lichtergeflimmer hineingesogen werden. Gezeigt wird beispielsweise,
➤ wie das Rathaus nahe der Hamburger U-Bahn-Station Rödingsmarkt in Flammen, aber die Feuerwehr mit einem Großaufgebot schon zur Stelle ist;
➤ dass auch das Luxor Hotel/Casino der Vier-Sterne-Klasse im miniatur Las Vegas seinen Platz gefunden hat;
➤ wie unvergleichlich der Blick ist, den man bei der Nachtsimulation über die Dächer von Rom werfen kann;
➤ und dass auch das Wahrzeichen von Bayern, Schloss Neuschwanstein, im Wunderland nicht fehlt.
All diese Simulationen erzielen schon bei „Tageslicht“ große Wirkung – aber „bei Nacht“ sind sie einfach überwältigend. Das lässt erahnen, wieviele ungezählte Stunden in die Beleuchtung der Szenerien geflossen sind. Die Illusion ist perfekt!
Das haben die meisten Terraner*innen an diesem Tag auch in vollen Zügen genossen. Viele konnten sich nicht sattsehen an dieser „größten Modelleisenbahn der Welt“, in der bisher knapp 500.000 LEDs als Lämpchen verbaut wurden. So blitzt und blinkt es gerade in der Nachtsimulation aus Hausfenstern und Zugwagen, von Straßenlaternen, Signalen und Leuchtschildern, auf Polizei- und Feuerwehrfahrzeugen, von Türmen und Flugzeugen. Zu all dieser Optik treten natürlich noch die akustischen Reize hinzu, deren realistische Nachstellung einen Besucher im geschlossenen Raum nicht minder fesselt.
„Das war natürlich eine wirklich tolle Sache“, berichtet Einrichtungsleiter Henrik Thunecke, der den Ausflug ins Miniatur Wunderland auch selbst mit begleitet hat. Er stellt aber ebenso fest: „Für einige waren das aber auch zu viele und zu verdichtete Eindrücke. Gerade die Darstellungen bei Nacht haben bei manchen auch Angst ausgelöst, besonders wenn es durch zu viele Menschen im Raum auch noch eng wurde.“ Das war in einigen Wunderwelten tatsächlich der Fall – trotz der regulierten Einlässe. „Wie viele Personen reinkamen, wurde zwar kontrolliert, aber viele Gruppen haben sich trotzdem überschnitten“, so Thunecke. Heißt: Die einen waren noch nicht draußen, die nächsten aber schon drin.
Die Terra hat den Ausflug sorgfältig nachbereitet und fachlich aufgearbeitet. Sie zieht aus dieser Erfahrung nicht die Konsequenz, dass Ziele mit vielen Reizen künftig nicht mehr auf dem Programm stehen dürfen. Aber alle Betreuer*innen waren sich einig: Künftig nehmen wir die betroffenen Personen, für überfordert sind, aus der Situation heraus und gehen mit ihnen in der Zeit beispielsweise einfach spazieren. Was zeigt: Auch eine Einrichtung für Menschen mit geistiger Behinderung ist immer eine lernende Organisation!
Das Bild zeigt eine Impression von Rom bei Nacht.
Foto: miniatur-wunderland.de