Baustelle: Wege am Wendepunkt

Das alte Kopfsteinpflaster passt gut zum denkmalgeschützten Hof der „terra“ in Belau. Zwischen den Natursteinen wurden Wege eingelassen für Menschen, die sich hier mit Rollstuhl oder Rollator fortbewegen. Nur sind die Pfade so schmal, dass kaum jemand auf ihnen wenden kann. Das ändert sich gerade.

Die Hofestelle Nr. 6 in Belau wurde im Jahre 1794 errichtet. Es ist nicht überliefert, ob der damalige Bauer Schorling und seine Frau Margaretha den Boden vor ihrem Vierständerhaus gleich mit Kopfsteinpflaster belegt haben. Wahrscheinlich nicht. Oder zumindest nicht sofort. Fest steht nur: Der Bodenbelag ist sehr alt. Und überaus passend zum historischen Gesicht des Gehöftes. Deshalb hat auch der Denkmalschutz gesagt, dass das Kopfsteinpflaster bleiben muss.

Damit sich die Menschen, die bei der „terra“ leben und arbeiten, auf dem Hof aber vernünftig und sicher bewegen können, ohne dass es unter den Rädern ihres Rollstuhles, Rollators oder Fahrrads mächtig „rumpelt“, durfte die „terra“ vor vielen Jahren schmale Wege ins Kopfsteinpflaster einlassen. Soweit, so gut – aber irgendwann hatten auch diese glatten Pfade ihre besten Tage schon hinter sich, waren krumm und schief geworden und haben sich mit der Zeit zudem auch nicht mehr als funktional genug erwiesen.

So entstand also eine neue Baustelle auf dem Hof mit dem Auftrag an das Bauunternehmen Josef in Lüchow: Bitte die Wege ebnen, etwas verbreitern und vor allem runde Wendepunkte und Kreuzungen anlegen. „Damit niemand mehr eckig um die Kurve fahren muss“, schmunzelt Einrichtungsleiter Henrik Thunecke. Denn das war die wohl größte Crux an den Fußpfaden: Im Prinzip führten sie nur in eine Richtung. Eine Wendung oder Abbiegung war auf ihnen kaum möglich, ohne aufs Kopfsteinpflaster zu gelangen. Und wie gesagt: Darauf rumpelt es mächtig.

Bauunternehmer Josef ging Mitte Juli wohlgemut ans Werk. Aber wie es immer so ist mit alten Bauten: Wird erstmal daran Hand angelegt, so fallen einem gleich mehrere Probleme entgegen. Das war mit dem Kopfsteinpflaster nicht anders, schon weil sein Bett aus ungünstigem Material beschaffen war und darin außer den Steinen auch noch Versorgungsleitungen ruhten.

Doch ein gestandener Bauunternehmer findet für alles eine Lösung. Herr Josef machte sich also dran, die alten Strecken so zu erneuern, dass künftig gewünschte Mobilität bequem möglich ist. Erste Ergebnisse sind bereits zu bewundern. Zugleich bekam das hochgenommene Kopfsteinpflaster ein neues sickerfähiges Schlackebett, das den Steinen nun Stabilität verleiht, aber das Regenwasser durchlässt. Es kann zwischen die mit Sand gefüllten Fugen durch das neue in den Boden ablaufen.

Auf diese Weise nimmt  die „terra“ nicht nur die Bewegungsbedürfnisse ihrer Bewohner*innen und Nutzer*innen ernst und sorgt gut für sie, sondern erhält dabei zugleich den Charakter des Hofes – und tut auch noch viel für die Umwelt. Das kann man mit Fug und Recht eine gute Ausbeute der Baumaßnahme nennen! Sie soll im August abgeschlossen werden.


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