Ambulanter Dienst: Was verändert die vierte Corona-Welle?

Die terra wirkt von Lüchow aus mit ihrem Ambulanten Dienst in den Landkreis hinein. Und zwar mit den Angeboten Ambulant Betreutes Wohnen sowie Familienentlastender Dienst. Wie funktioniert diese Arbeit mitten in der vierten Corona-Welle?

Über ganz Deutschland schwappt im November 2021 die vierte Corona-Welle hinweg. Anfang des Monats durchbrach die 7-Tage-Inzidenz im Bundesdurchschnitt erstmalig die 200er-Marke (8. November). Nur eine Woche später war die 300er-Marke überschritten – ein Plus von 51 Prozent im Wochenvergleich. Und 113 Prozent mehr als am gleichen Tag im Jahr zuvor.

Am 25. November 2021 vermeldet das Robert-Koch-Institut knapp 76.000 Neuinfektionen binnen eines Tages, die 7-Tage-Inzidenz steigt auf den Höchstwert von 419,7. Deutschland hat jetzt mehr als 100.000 Menschen zu beklagen, die an oder mit Corona gestorben sind.

Und mitten hinein in diese fürchterliche vierte Welle platzte dann auch noch „Omikron“. So wird die neueste Coronavirus-Variante mit der wissenschaftlichen Bezeichnung B.1.1.529 genannt. Sie war erstmalig in Südafrika identifiziert worden und gegen Ende November auch in Deutschland angekommen.

All diese Nachrichten führen zur Frage: Was bedeutet diese Entwicklung eigentlich für den Ambulanten Dienst der terra? Kann er seine Arbeit überhaupt noch durchführen? Dazu gibt Christian Kofahl Auskunft, der den Bereich Familienentlastender Dienst leitet.

Kofahl berichtet zunächst für den Bereich Ambulant Betreutes Wohnen, dass dort die Betreuungszahlen trotz der vierten Welle stabil geblieben sind. „Alles läuft hier weiter wie gewohnt, wir haben keine Einschränkungen oder sinkende Betreuungszahlen zu verzeichnen. Ich will aber vorausschicken, dass die allermeisten Menschen, die unser Angebot Ambulant Betreutes Wohnen in Anspruch nehmen, gegen Corona auch vollständig geimpft sind. Das ist natürlich wichtig für unser Team, das ja auch ein persönliches Sicherbedürfnis hat.“

Für seinen Arbeitsbereich, den Familienentlastenden Dienst, sieht die Situation „sehr viel vermischter“ aus, sagt Kofahl. Denn tatsächlich sind nicht alle Pflegebedürftige und deren Familienmitglieder, die ambulante Angebote der terra zur Unterstützung im Alltag nutzen, auch durchgeimpft. „Die alten Menschen in der Regel zwar schon – aber doch einige mittelalte Personen und natürlich die Kinder nicht“, ergänzt der Bereichsleiter.

Er berichtet auch davon, dass sein Team bei der Arbeit gelegentlich sogar auf ausgesprochene Impfgegner*innen sowie Menschen trifft, die die Existenz der Coronagefahr generell leugnen. Was tun in solchen Situationen? Im Prinzip haben diejenigen, die die Alltagsunterstützung im klassischen Sinne oder als hauswirtschaftliche Leistung erbringen, dann zwei Möglichkeiten:

1.Wenn sie ein sehr unsicheres Gefühl sowie den Eindruck haben, dass die Nutzer*innen „unbelehrbar“ sind und fahrlässig mit der Gefahr umgehen oder sie gar gänzlich leugnen, können die Betreuer*innen entscheiden: „Da gehe ich jetzt erstmal nicht hin.“ Von einem solchen Fall berichtet Kofahl beispielsweise mit Blick auf eine junge Erwachsene, der Corona „völlig wurscht“ war. In der Konsequenz bleibt sie dann für eine Weile unbetreut von der terra.

2. Unter den ungeimpften Personen sind aber auch viele damit einverstanden, sich vor Inanspruchnahme der vereinbarten Leistung tagesaktuell zu testen. In dem Fall bringt die Mitarbeiterin der terra den Test für sie mit und führt ihn vor Ort mit dem Betreuten durch. Ein negatives Ergebnis verleiht der Situation dann deutlich mehr Sicherheit.

Die terra ist im November mit ihrem Familienentlastenden Dienst aber nicht nur im Landkreis Lüchow-Dannenberg unterwegs, wo die 7-Tage-Inzidenz bei knapp über 200 liegt, sondern auch in benachbarten Landkreisen. Etwa im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt oder im nördlich gelegenen Landkreis Ludwiglust-Parchim. „Dort liegen die 7-Tage-Inzidenzen konstant bei über 600“, so Christian Kofahl. Die Gefahr, dass sich sein Team dort ansteckt, ist also ungleich höher. Zum Glück gibt es aber auch in diesen Regionen verantwortungsvolle Familien wie jene, die von sich aus die Betreuung durch die terra aussetzte, weil ein Familienmitglied positiv auf Corona getestet worden ist. Verweisen solche Fälle darauf, dass die Anzahl der Betreuungen durch den Familienentlastenden Dienst insgesamt weniger geworden ist? „Keineswegs, im Gegenteil“, sagt Kofahl. „Nur in der ersten Corona-Welle im Jahr 2020 fiel in meinem Bereich die Zahl der Betreuungen – jetzt in der vierten Welle steigt sie sogar an!“ Wie erklärt sich der Bereichsleiter das? Für ihn ist die Sache klar: „Unser Landkreis Lüchow-Dannenberg unterhält ein Senioren-Service-Büro und bekommt vermehrt Anfragen zur Alltagsassistenz. Dann wird, z.B.  mit dem Flyer der terra, auch stets auf unsere Angebote verwiesen. Aus meiner Sicht erklärt das die steigende Nachfrage, die wir zu verzeichnen haben.“ Insbesondere sind dabei immer häufiger hauswirtschaftliche Hilfen gefragt. „Auch sie gehören zu unseren Unterstützungsangeboten im Alltag, Anspruch darauf haben bereits Personen mit dem Pflegegrad 1. Das spricht sich zum Glück immer mehr herum.“  


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