Für März hatte sich bei der terra an zwei Tagen ein vielköpfiger Besuch angesagt: die Schüler*innen des 8. Jahrgangs der Jeetzeschule in Salzwedel. Denn für diese Klassen steht regelmäßig berufsorientierte Bildung auf dem Lehrplan. Also wollten sie auch die Arbeit der terra kennenlernen.
Das geschah auf Anregung von terra-Geschäftsführer Henrik Thunecke. Der hatte mit einem Schreiben zuvor u.a. der Jeetzeschule angeboten, selbst nach Salzwedel zu kommen, um Schüler*innen die Arbeit der terra vorzustellen – oder sie am besten in Belau bei der terra zu begrüßen und vor Ort mit den Tätigkeiten bekanntzumachen. Diese Gelegenheit ließ sich die Jeetzeschule nicht entgehen!
Die Jeetzeschule
Dass die Gelegenheit beim Schopfe gepackt wurde, passt zu dieser reformpädagogisch orientierten Gesamtschule. Sie befindet sich seit ihrer Gründung im Jahr 2005 in freier Trägerschaft und unterrichtet etwa 310 Schüler*innen von der 5. Klasse bis zum Abitur.
Die Jeetzeschule wird als Ganztagsschule geführt und versteht sich als alternative Ergänzung zu den Angeboten der Sekundarschulen und dem Gymnasium. Das spiegelt sich auch in ihrer Philosophie wider. So heißt es auf der Webseite: „Kinder und Jugendliche wachsen nicht daran, dass Eltern sie behüten und möglichst alles von ihnen fernhalten, sondern daran, dass sie Herausforderungen finden und sie bestehen können. Wir sehen es als unsere Aufgabe als Schule, ihnen, außer den täglichen Herausforderungen des Lernens, Herausforderungen abzuverlangen, die sie auf das Leben vorbereiten können.“
Zwei Vormittage bei der terra
So waren an zwei aufeinanderfolgenden Vormittagen im März die beiden 8. Klassen der Jeetzeschule mit ihren Lehrkräften nach Belau gekommen. Frei nach der bekannten Reformpädagogin Maria Montessori, die auf der Homepage der Schule vielfach zitiert wird, waren die Mädchen und Jungen bei der terra Gäste, die nach dem Weg fragen. Wer wohnt hier bei euch? Wieviel Bewohner*innen leben hier? Was machen die den ganzen Tag, womit beschäftigen sie sich? Was ist die Tagesförderstätte genau? Was wird da gemacht? Wer betreut die Leute während der Arbeit? Ist auch jemand in der Nacht für sie da? Benutzen auch Menschen mit geistiger Behinderung ein Handy?
Fragen über Fragen. Viele hat Henrik Thunecke schon vor dem Rundgang beantwortet, einige klärten sich auf der Besichtigungstour quer über den Hof. Aber die Reformpädagogin Maria Montessori hatte Recht mit ihrer Aussage, die ebenfalls auf der Schul-Website steht: Erzähle und ich vergesse. Zeige mir und ich erinnere. Lass es mich tun und ich verstehe.
Auch Henrik Thunecke ist seit langem zu dieser Erkenntnis gekommen. „Deshalb beließen wir es nicht beim Informieren und Anschauen, sondern haben an beiden Vormittagen fürs Mitmachen gesorgt.“ Konkret fanden diese Mitmach-Angebote an verschiedenen Stationen statt, etwa im Werkraum, im Team Landwirtschaft oder im Team Brennholz. „Allerdings gab es kein Hopping von Station zu Station, sondern die Schüler*innen mussten sich vorher für eine Station entscheiden.“
Dass sie dann dort blieben, erwies sich als sehr sinnvoll. Denn nur auf diese Weise konnten die Jugendlichen wirklich praktisch mitarbeiten sowie vertiefende Gespräche mit den Mitarbeitenden, Bewohner*innen und Nutzer*innen führen. Im Tun verstehen:
• Wie ist es, zusammen im Werkraum zu basteln oder Kabel abzuisolieren?
• Wie fühlt es sich an, sich Arbeitshandschuhe überzustreifen und Holzscheite nach Sorten zu sortieren und zu stapeln?
• Wie wichtig ist es, Gartengeräte zu erkennen und richtig einzusetzen? Oder zu wissen, welches Futter Schweine, Schafe, Katzen und Hühner benötigen, damit es ihnen gutgeht?
Fazit
Sowohl aus der Sicht der Gäste als auch der terra war dieses Experiment ein voller Erfolg.
► Die Schüler*innen kehrten mit deutlichen Vorstellungen darüber nach Salzwedel zurück, wie bei der terra gelebt und gearbeitet wird – und wieviel unterschiedliche Berufe und persönlichen Fähigkeiten die Mitarbeitenden dafür mitbringen.
► Die terra hat wieder einmal ihr Netzwerk nach außen erweitert und damit ihre Chance vergrößert, dass später einmal ein junger Mensch aus diesem Schülerkreis ein Freiwilliges Soziales Jahr in Belau absolvieren wird.
Eine win-win-Situation, die fortgesetzt werden soll: „Ab jetzt werden wir diese ´Schnuppertage` in Kooperation mit der Jeetzelschule jedes Jahr durchführen“, fasst Henrik Thunecke zusammen. Lassen wir hier noch einmal Maria Montessori mit einem Zitat zu Wort kommen: Das Interesse des Kindes hängt allein von der Möglichkeit ab, eigene Entdeckungen zu machen.